Auch im 30sten Jahr seit dem ersten Workshop fand wieder ein intensiver Austausch zwischen Wissenschaftlern und Praktikern, Sicherheitsfachkräfte, Arbeitsmedizinern, Arbeitspsychologen sowie Vertretern der Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und der Länder statt. Neueste Erkenntnisse wurden ausgetauscht und Fragestellungen der Zukunft diskutiert.

Von 16. bis 18. Juni 2014 fand der 18. Workshop Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit am Institut für Arbeit und Gesundheit (IAG) in Dresden statt. Etwa 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in 25 thematischen Workshops und Dialogforen engagiert zukünftige Strategien, mit denen Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung noch effektiver werden können. Plenumsvorträge und Podiumsdiskussionen zielten auf Meinungsbildung mit Sogeffekt.

Mit dem Themenfeld der psychischen Belastungen und Beanspruchungen ist zunehmend psychologisches Knowhow in den Unternehmen gefragt. Die Pflicht zur Einbeziehung psychischer Belastungen/Beanspruchungen in die Gefährdungsbeurteilung schlägt hohe Wellen. In den Podiumsdiskussionen und Vorträgen wurde deutlich, dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit den größten Erfolg verspricht. Schnittmengen und Schnittstellen zwischen den Professionen Betriebsärzte, Sicherheitsfachkräfte, Arbeitspsychologen und anderen Professionen erfordern neue Kooperationsmodelle. Um den Aufwand von Screening-Verfahren und die daraus folgenden kontinuierlichen Verbesserungsprozesse im Unternehmen zu verankern ist die Einbeziehung der Personal- und Betriebsräte sowie des Personalmanagements ebenfalls vonnöten. Der betriebliche Nutzen und der Mehrwert für Mitarbeiter Führungskräfte und das Unternehmen selbst muss deutlich herausgearbeitet werden. Hochrechnungen belegen, dass nicht genügend Arbeitsmediziner im Einsatz sind, um die Erfordernisse bedienen zu können. PASiG-ler werben dafür, dass psychologische Arbeitsgebiete sinnvoller Weise von Arbeitspsychologen besetzt werden, andere Bereiche der Gesundheitsförderung z.B. durch Ernährungswissenschaftler. Entscheidend für den Einsatz der Spezialisten sollte der SPEZIFISCHE Bedarf des Unternehmens sein.

Der Dialog in den Unternehmen und Organisationen muss zeigen, wo die Hürden der Zusammenarbeit liegen und wie eine Rollenklärung im Unternehmen verläuft. Berufspolitische Fragen dürfen kein Hindernisgrund sein. Durch Positiverfahrungen mit Interdisziplinarität sollten die Disziplinen voneinander lernen.

Der erfolgversprechende Ansatz der Gesundheits- und Arbeitswissenschaften liegt in der Arbeitsgestaltung, der Personalführung und Personalentwicklung, sowie den personenbezogenen Diagnostiken und Interventionen. Gefährdungsbeurteilungen und Wirkungsmessungen bilden die Grundlage, damit den Anforderungen eines modernen Arbeits- und Gesundheitsschutzes evidenzbasiert Rechnung getragen werden kann.

In drei Formaten wurde ehrgeizig gearbeitet:

  • Mit dem Angebot von Dialogforen wurde der Bitte entsprochen praxisnähere Angebote mit viel Raum zur Meinungsäußerung und Meinungsbildung bereitzustellen: Einzelthemen wurden vorgestellt und vertieft diskutiert.
  • Klassische Workshops speisten sich aus Beiträgen der Teilnehmer/innen. Geordnet nach Themenschwerpunkten wurde eine bunte Mischung aus wissenschaftlichen Erhebungen und Praxisberichten vorgestellt und diskutiert.
  • Arbeitskreise vertieften eine Schwerpunktthematik im interdisziplinären Dialog.

Der 18. Workshop setzte einen Meilenstein. Aus den unverbindlichen aber zuverlässigen Verabredungen zur Durchführung zurückliegender Workshops wurde nunmehr die Veranstaltung erstmalig durch den Fachverband Psychologie für Arbeitssicherheit und Gesundheit e.V. (PASiG) getragen. Ein Beleg für die neue Verbindlichkeit bildete die Kooperation mit der Hochschule Niederrhein, der DGUV und dem IAG, der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA), dem Institut A.U.G.E. und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).

In der Mitgliederversammlung am Abend des 17. Juni blickte der Gründungsvorstand des FV PASiG zufrieden auf die Früchte der jahrzehntelangen Workshoparbeit zurück. Binnen 1 ½ Jahren ist der Fachverband auf nahezu 100 Mitglieder angewachsen. Nach der als „ausgezeichnet“ bewerteten Veranstaltung wird ein weiterer Wachstumsschub erwartet. Mit der oftmaligen Erwähnung in den Grußworten sowie durch die Kooperationspartner wurde deutlich, dass in dieser kurzen Zeit ein Expertenverband entstanden ist, der bereits gut vernetzt ist und politisch sowie in der Praxis wahrgenommen wird.

Die erstmalig bei einer Mitgliederversammlung durchgeführten Vorstandswahlen zeigen Kontinuität in der Wiederwahl der etablierten Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Rüdiger Trimpop (Vorsitzender), Prof. Dr. Rainer Wieland und Dipl. Psych. Boris Ludborz. Durch die Neubesetzung mit Frau Prof. Dr. Monika Eigenstetter und Frau Dipl. Päd. Clarissa Eickholt soll die Aufbauarbeit in Richtung jüngerer Zielgruppen getragen werden. Die Expertise aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft der „Workshopgründer der ersten 30 Jahre“ der Vorstände a.D. Prof. Dr. Zimolong und Dr. Wenninger bleibt durch die Neugründung eines Ehrenvorstandes erhalten.

Alle neun PASiG-Expertenkreise nutzten den Workshop zu teils vertiefenden, teils konstituierenden Sitzungen. Die Akteure von PASiG haben spezifische Expertenkreise formiert, da psychologische Themenfelder so breit gefächert sind. Jeweils zwei gewählte Akteure eines Expertenkreises (ein/e Wissenschaftler/in, ein/e Praktiker/in) aus vielen Berufsgruppen bilden den Motor und dienen als Ansprechpartner/innen für die interessierte Fachöffentlichkeit und Presse. In den PASiG-Expertenkreisen wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter vertieft und konkretisiert. PASiG-Mitglieder mit entsprechender Themenfokussierung entscheiden partizipativ, was und wie der Expertenkreis arbeitet. Informationen hierzu finden sich auf der Website: www.fv-pasig.de

Nach dem Workshop ist vor dem Workshop. Für 2016 haben  sich Professor Dr. Wieland von der Universität Wuppertal und Dr. Kai Sailer vom Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA) des Landes NRW bereiterklärt die Planungen verantwortlich aufzunehmen. Der Tagungsort und Termin werden noch bekannt gegeben.

Alle Tagungsbeiträge wurden von ExpertenInnen begutachtet und traditionell über den Fachverlag Asanger veröffentlicht. Der neue Band trägt den Schwerpunktitel „Psychologie der gesunden Arbeit“. Er ist bestellbar unter: Eigenstetter, Kunz, Portune´, Trimpop (2014) 18. Workshop „Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit“: Psychologie der Gesunden Arbeit Asanger Verlag.

Zudem sind die Plenarvorträge des Workshops auf der Website von PASiG herunterzuladen: http://www.fv-pasig.de/aktuelles/workshops/archiv/asig-workshop-2014.html