„Erlebte Gestaltungsmacht ist gelebte Nachhaltigkeit“
Nachhaltigkeit kann nicht verordnet werden. Wird aber das eigene Handeln als wirksam erlebt, dann steigen die Chancen auf nachhaltiges Handeln enorm. Darin waren sich die Akteure der Podiumsdiskussion „Nachhaltigkeit und Bildung: Notwendige Investition in die Zukunft?“ einig. Darüber hinaus beleuchteten sie aus verschiedenen Perspektiven, was uns in Zukunft im Bildungsbereich umtreiben wird.
Prof. Dr. Monika Eigenstetter, Hochschule Niederrhein, moderierte auf dem 19. Workshop Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit eine Podiumsdiskussion zum Thema Nachhaltigkeit und Bildung: Notwendige Investition in die Zukunft? Diskutanten waren Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH; Prof. Dr. Cornelia Gräsel, Prorektorin für Internationales und Diversität, Bergische Universität Wuppertal; Katharina Schwalm-Schäfer, Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen; Patrick Bungard, Experte für Wirtschaftsethik, Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility.
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Mit einer Einführung über die Forderung nach Dialog zwischen Disziplinen und einem Dialog zwischen Forschung und Praxis leitete Prof. Dr. Eigenstetter in das Thema Nachhaltigkeit ein. Die Plenumsgäste haben über ein erstes Statement ihr jeweiliges Nachhaltigkeitsverständnis präzisiert. Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussion, dass man mit Verzicht und Verboten niemand für Nachhaltigkeit begeistern könne. Prof. Dr. Cornelia Gräsel betonte: Eine Chance für ein nachhaltige Transformation in allen gesellschaftlichen Systemen ergibt sich durch Gestaltungsmacht und erlebte Selbstwirksamkeit. Patrick Bungard betonte dies auch gerade für die Wertschöpfung in den Unternehmen und stellte heraus, dass hier viele Innovationen möglich sind, die dem Unternehmen auch nutzen.
Komplexität der Wirkungen
Prof. Dr. Schneidewind beschrieb den ethisch-moralischen Zusammenhang zwischen Gegenwart und Zukunft mit Beispielen für Existenzbedrohungen für Mitarbeiter aus dem Rheinisch-Westfälischen Braunkohlerevier und philippinischen Kindern in Taifunen. Sich der Komplexität seiner Wirkungen bewusst zu werden, kennzeichne einen Akteur für Nachhaltigkeit heute. Prof. Dr. Eigenstetter leitete das Thema auf Industrie 4.0. Ein prognostizierter Verlust von 50 Prozent der Arbeitsplätze ist bedrohlich. Zudem würden die vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsprozesse z.B. in Richtung Konfliktmineralien und Entsorgung kaum thematisiert. Hier verwies Frau Schwalm-Schäfer darauf, dass das Land NRW mit den Entsorgern in Dialog treten wird, da man nicht hinnehmen könne, wie kostbare Metalle in Elektrogeräten versandt würden und unter schlechtesten Bedingungen in den Schwellenländern aufbereitet würden. Prof. Dr. Schneidewind verwies darauf, dass selbst Vorstände aus Unternehmen über ein bedingungsloses Grundeinkommen öffentlich diskutierten, da ein vielfältiger Verlust an Arbeit möglicherweise zu massiven sozialen Verwerfungen führen kann.
Jeder einzelne kann sich engagieren
Die Diskussion wurde durch Wortmeldungen aus dem Plenum abgerundet sowie auf eine konkrete und aktuelle Ebene getragen: Eine Teilnehmerin verwies darauf, dass sich jeder als Bürger vor Ort hinsichtlich verschiedener Aspekte zur Nachhaltigkeit sehr gut engagieren könne – so bei der Renaturierung von Bachläufen oder dem Einkaufsverhalten. Mit einem Gestaltungsappell an die Arbeitspsychologen, dafür zu sorgen, dass Nachhaltigkeit in den Unternehmen mit Freude umsetzbar sei, wurde die Podiumsdiskussion beendet.
Rainer Oberkötter und Monika Eigenstetter